Der anhaltende Strukturwandel in der Landwirtschaft und die veränderten Mobilitäts- und Freizeitbedürfnisse haben die Anforderungen an das landwirtschaftliche Wegenetz verändert. Während die landwirtschaftlichen Maschinen immer schwerer und schneller werden, nutzen auch Radfahrer und weitere Freizeitnutzer die Wirtschaftswege. Das vorhandene Wegenetz ist für diese Nutzungen jedoch nicht ausgerichtet. Daher haben zehn Kommunen der ILE Fränkische Schweiz AKTIV im Sommer 2020 das Projekt „Kernwegekonzept“ gestartet. Die Kommunen Gößweinstein und Waischenfeld haben bereits ein Kernwegekonzept mit der ILE Wirtschaftsband A9 Fränkische Schweiz bzw. der ILE Rund um die Neubürg erstellen lassen. In Waischenfeld wird derzeit die erste Maßnahme aus dem Konzept realisiert. Ziel des Konzeptes ist es, die landwirtschaftlichen Hauptwege zu identifizieren und an die gegebenen Bedürfnisse anzupassen.
Für die fachliche Begleitung des Projektes hat die ILE die BBV LandSiedlung engagiert. Projektleiter Alexander Heinz hat bereits mehrere Kernwegekonzepte erstellt, unter anderem in den Nachbar ILEs „Rund um die Neubürg“ und „Wirtschaftsband A9 Fränkische Schweiz“.
Das Projekt kostet ca. 43.000 € und wird mit knapp 32.000 € vom Amt für Ländliche Entwicklung bezuschusst. Im Sommer des Jahres 2022 soll das Projekt abgeschlossen sein. Das fertiggestellte Konzept wird Umsetzungsempfehlungen und Kostenschätzungen enthalten. Das Kernwegekonzept dient den Kommunen als Voraussetzung für hohe Förderungen für die Straßensanierung oder den Straßenbau.

Zu Beginn des Projektes wurden alle Grundlagendaten erfasst. Diese werden als Planungsgrundlagen benötigt. Auch das Vorabstimmungsgespräch mit dem Amt für Ländliche Entwicklung hat bereits stattgefunden. Nachdem die öffentliche Auftaktveranstaltung auf Grund der Corona-Pandemie mehrmals verschoben werden musste, wurde sie am 26.01.2021 als Videokonferenz mit fast 100 Beteiligten abgehalten. Die Referenten Herr Heinz von der BBV LandSiedlung und Herr Kießling vom Amt für Ländliche Entwicklung informierten die Öffentlichkeit über die Definition von Kernwegen, das Vorgehen des Projektes sowie über anschließende Fördermöglichkeiten. Die Präsentationen können hier nachgelesen werden.
Die Kommunen der ILE Fränkische Schweiz AKTIV berichten über den aktuellen Stand des Kernwegenetzkonzepts (Stand 01.12.2021)
Die Gemeinden der ILE Fränkische Schweiz AKTIV haben in ihrer letzten Mitgliederversammlung vom 22.11.21 beschlossen, bei der weiteren Erarbeitung des Kernwegenetzkonzeptes die neue „Arbeitshilfe zur Berücksichtigung landschaftsplanerischer Aspekte“ anzuwenden. Mit dieser Richtlinie erhalten die Kommunen weiterführende Empfehlungen zur Umsetzung und Darstellung landschaftspflegerischer Aspekte sowie artenschutzrechtlicher Regelungen. Diese fließen Weg für Weg in das Gesamtkonzept für ein „Ländliches Kernwegenetz“ ein. Der Beschluss ist ein weiteres Bekenntnis der beteiligten zehn Kommunen zu einer umweltverträglichen Konzeption möglicher Kernwege. Ziel des Kernwegenetzkonzeptes ist der bedarfsgerechte Ausbau der wichtigsten Gemeindeverbindungsstraßen sowie der öffentlichen Feld- und Waldwege zur Unterstützung des landwirtschaftlichen Verkehrs.
So wie alle Straßen müssen auch ländliche Wegenetze regelmäßig ertüchtigt werden. Gerade im ländlichen Raum stellen sie einen wichtigen Bestandteil der Infrastruktur dar. Viele Wege sind aufgrund ihres Alters schlichtweg verbraucht und weisen teils erhebliche Schäden auf. Ein gut funktionierendes ländliches Wegenetz ist jedoch die Voraussetzung dafür, dass die Landwirte weiterhin ihre Flächen bewirtschaften können.
Die sog. Kernwege sollen das bestehende Netz an übergeordneten Straßen verdichten und müssen eine gemeindegebietsübergreifende Erschließungsfunktion erfüllen. Der Ausbau der Kernwege ist nicht mehr ausschließlich mit einer asphaltierten Tragschicht von 3,5 m Breite und bis 11,5 t Achslast vorgesehen. Vielmehr betont das Amt für Ländliche Entwicklung, dass der Ausbau der Wege „bedarfsgerecht“ erfolgen soll, weil landschaftsplanerische Aspekte in der aktuellen Konzeptphase berücksichtigt werden.
In der Konzeptionsphase wurden nun die in Frage kommenden Wegeverbindungen identifiziert und in jeder Gemeinde mit den relevanten Schlüsselpersonen (Landwirte, BBV-Ortsobmänner, Wegepflegeverbände, Naturschutzvertreter etc.) erörtert. Im Juli haben sieben Ortstermine dazu stattgefunden. Ende Oktober fanden die ersten Abstimmungsgespräche mit den Naturschutzbehörden statt. Sowohl die Untere Naturschutzbehörde (UNB), als auch die Höhere Naturschutzbehörde (HNB) folgten überwiegend den Vorschlägen aus den Ortsterminen. Als nächster Schritt erfolgen die bautechnische Erfassung der geplanten Wege und die Erstellung einer Karte. Die Karte erhalten die Träger öffentlicher Belange zur Stellungnahme.
Mit der Konzepterstellung wurde die BBV LandSiedlung beauftragt. Das Dienstleistungsunternehmen kann bereits umfangreiche Erfahrungen im Ausbau ländlicher Kernwegenetze vorweisen. Durch die interkommunale Zusammenarbeit in der ILE Fränkische Schweiz AKTIV sinken die Kosten pro Kommune deutlich, zudem wird die Konzepterstellung zu 75% durch das Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken gefördert. Auch bei der Umsetzung des Konzeptes wirkt sich die Zusammenarbeit im Gemeindeverbund positiv auf die Förderhöhe aus.
Das Konzept stellt zunächst nur die Planungsgrundlage für den Ausbau der Wegeverbindungen dar. Es beinhaltet u.a. die abgestimmte Festlegung der Kernwege, deren einfache bautechnische Erfassung unter Berücksichtigung landschaftsplanerischer Aspekte sowie eine zeitliche Umsetzungsempfehlung. Vor einem Ausbau muss dann für jeden Weg eine Detailplanung stattfinden. Je nach Einstufung können bis zur Ertüchtigung einzelner Wegabschnitte auch mehrere Jahre vergehen. Durch die Aufnahme in das Konzept wird jedoch schon jetzt eine spätere Förderung durch Zuschüsse sichergestellt. Bis Ende 2022 soll die Konzepterstellung abgeschlossen sein.